Bei
einem Chat mache ich liebend gerne Smileys. Bei jedem Thema, und
jeder Gelegenheit. Und wieso auch nicht, was ist falsch daran, dem
Gegenüber zu zeigen, wie es mir geht? Aber ich bin den Smileys
verfallen. Ich mache sie ohne Rücksicht auf Verluste an jedem Ort.
Jeder Satz endet mit einem ;) oder :) oder gar einem :(
Schlimm
oder? Ich bin ein absoluter Dauer-Grinser.
Doch
treffe
ich auf ein Exemplar der konsequenten Smiley-Ablehner, denke
ich sofort „Oh Gott, was ist denn mit dem los, ist er mies gelaunt,
geht’s ihm nicht gut?“ und frage besorgt nach dem Befinden.
Versichert mir mein Gegenüber aber sein Wohlergehen und
schreibt freudig weiter, erweist mir aber immer noch nicht die Ehre, mir
durch ein :) zu zeigen, dass es ihm gut geht, so dämmert mir
langsam, dass dieser Mensch einfach keine Smileys macht. Ich bin "geflasht", wie man so sagt. Durch die Chat-Kultur bin ich den Smileys verfallen.
Das Wohlergehen Anderer vertraue ich kleinen gelben Zeichen auf
meinem Bildschirm an. So weit ist es also gekommen.
Ich
habe meine Sucht nun etwas herabgesenkt und die Männchen bekommt
mein Gegenüber nur noch jedes zweite mal zu sehen, aber ist es nicht
erstsaunlich, dass es bei uns üblich ist, sich durch ein :D zu
versichern, dass es uns gut geht? Ich meine, ich kann auch mit Tränen
in den Augen :) schreiben, geht ganz einfach. Diese Zeichen sind
einfach nur eine Erfindung unserer modernen Welt, letztendlich kann
man nur an den Lippen der realen Menschen das Befinden erkennen -
wenn überhaupt. Auf etwas Anderes können wir nicht vertrauen.
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