Die
Menschen hassen den Regen. Überall hört man nur Gemecker. Ganz
Deutschland hat kein anderes Thema mehr als diese „Schweinerei“.
Und jeder hört alle anderen über den Regen meckern und meckert mit.
Wieso auch nicht? Jammern taten wir ja schon immer gern. Aber haben
wir schon mal weiter darüber nachgedacht? Wir hassen den Regen
nicht, weil er uns etwas angetan hat, uns gar nass gemacht hat. Nein,
wenn wir länger darüber nachdenken, hassen wir ihn aus dem simplen
Grund, weil es jeder tut. Und schon wieder hat man eine
Gemeinsamkeit. Man hört es von allen Seiten und wieso nicht auch
derselben Meinung sein? Wir geben so oft das wieder, was wir gehört
haben. Das fängt schon beim Gedichte-Auswendiglernen in der 1.
Klasse an. Und will man sich keine eigene Meinung bilden oder kennt
sich zu wenig aus, dann sagt man eben das, was uns unser Sitznachbar
gerade zu diesem Thema erläutert hatte. Und so verhält es sich auch
beim kühlen Nass. Wir wiederholen die Meinung der anderen. Und die
haben es von dem und der von ihr und sie von ihrem besten Kumpel und
der wiederum von seiner Tante und die vom Stammtisch und von da an
ist die Kette nur schwer weiter zurückzuführen. Bringt auch gar
nichts. Fakt ist, dass dieser Hass völlig unbegründet ist. Wir
schützen uns mit Regenschirm und wasserabweisender Jacke vor der
Nässe. Dabei könnte man ganz unbeschwert hinausgehen. Dann trifft
uns eben ein Regentropfen. Früher wurde mir immer gesagt, ich sei
doch nicht aus Zucker. Und das stimmt. Wenn es regnet, dann glätten
wir uns eben mal nicht die Haare um 5 Uhr in der früh. Ich habe
nichts gegen Regen vor allem nicht im Sommer. Es ist wunderbar mit
kurzer Hose und T-shirt bei Regen hinaus zu gehen und durch die
Wiesen und Straßen zu springen. Nein, das ist nicht nur Kindern
erlaubt. Auch wir können uns locker machen und geniessen. Wir
versuchen immer mehr, die Natur zu vermeiden durch Regenjacken,
Autos, Laptops, Beton und Fliesen. Ich sage nicht, dass man den
Zustand vom Mittelalter wiederherstellen sollte, wo man mit Kutschen
über steinige Feldwege rumpelte. Aber einfach mal hinausgehen. Der
Wohlstand macht uns zu Stubenhockern. Weil wir es uns leisten können,
nicht nass zu werden. Die Gummistiefel fangen da an, wo die
Regenjacke aufhört, mit einer riesen Kapuze auf dem Kopf, damit der
auch noch geschützt ist. Dann geht’s auch schon los.
Ich will nun
nicht den Moralapostel spielen, aber in anderen Ländern ist man über
Regen froh und hat gar keine andere Wahl als mit Top und kurzer Hose
darin zu stehen. Nun sind das natürlich andere Umstände, die schwer
zu vergleichen sind, aber wir sollten unsere Hightech-Ausrüstung
auch manchmal beiseite legen können und erkennen, dass wir nach der
Natur kamen. Und das ist gut so. Es ist so schön draußen. Und zum
Schluss: keine Angst vor mutierten Regenwürmern.
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