Mensch Freunde, ein Jahr vegan.
Eine
unglaublich lange und dennoch in relation gesehen eine eher kurze
Zeit.
Als
ich neulich bemerkte, dass es bald ein Jahr sein wird, habe ich noch
zu meiner Schwester gesagt: Wer hätte das gedacht? Vor ein paar
Jahren dachte ich noch, das schaffe ich nie und jetzt geht's so
einfach!
Diesen
Anlass nutze ich nun um euch ein bisschen was von den Erfahrungen und
Veränderungen etc zu erzählen.
Also
los. Ramble.
Mir
ist seit dem vieles begegnet: Unverständnis, Begeisterung,
Verwirrung, Interesse und mehr.
Über
einiges habe ich auch schon geschrieben, aber heute möchte ich
einfach mal alles zusammentragen, was mir so auffiel etc.
Like I
said: ramble.
Der
Anfang ging ja total schnell. Meine Schwester erzählte mir von einem
Buch, das sie gut fand und ich schaute es mir auch an. Ich war ebenso
begeistert und dann hab ich es einfach mal ausprobiert.
Anfangs
ging es mir gar nicht um eine lebensverändernde Entscheidung. Ich
war neugierig und wollte das ausprobieren. In dem Buch sah das so
einfach aus und ich dachte 'wieso nicht?!'
Öfter
mal was Neues wagen.
Wird
sonst ja auch langweilig.
Wie
sagte Konfuzius noch? 'It does not matter how slowly you go, as long
as you do not stop.'
Veränderung
ist gut und Unmögliches zu probieren macht es möglich.
Als
ich ein Kind war, habe ich nahezu nur tierische Produkte und Nudeln,
Reis etc. gegessen. Äpfel mit Vorliebe, seltener anderes Obst und es
war ein Event, wenn ich Gemüse gegessen habe. Mir hat es einfach
nicht geschmeckt. Keine Ahnung, welche Synapse da versagt hatte, aber
mich hat es regelrecht gewürgt.
Doch
vielleicht hatte ich mich irgendwann satt gegessen, oder so etwas.
Jedenfalls wurde der Fleischkonsum immer weniger. Irgendwann wurde
ich Vegetarierin.
Ich
weiß bis heute nicht, wieso, wenn ich ehrlich bin. Jedenfalls bin
ich eines Tages dagesessen und habe gesagt, dass ich kein Fleisch
mehr esse.
Das
war in der 8. Klasse. Ich war 13 Jahre alt und hatte das im Herbst
entschieden. Doch so von null auf hundert hat das erstmal nicht
geklappt. Zum Beispiel hatte sich einmal eine Freundin unser
Lieblingschinesischgericht bei dem Restaurant, bei dem wir damals
manchmal waren, gekauft, und ich habe ein Stückchen vom Fleisch
gegessen. Mehr Beispiele weiss ich gar nicht mehr, aber ich weiss
noch, dass ich es anfangs nicht hundertprozentig durchgezogen habe.
Doch
oh wunder, die guten Neujahrsvorsätze sind da. Und es war Silvester,
als ich mir gedacht habe 'Ne, das brauchste eigentlich echt nicht.'
Und so
wars dann auch. Von da an habe ich es durchgezogen. Fisch war noch
eine Grauzone bis wir in Ethik über Konsum geredet haben und ich das
dann auch von meiner Speisekarte eliminiert hatte. Das war kein
großer Schritt, Fisch aß ich sowieso nur selten. Dann musste ich
letztendlich anfangen, mehr Gemüse zu essen. Ich musste ja die
fehlenden Bestandteile irgendwie ersetzen. Und irgendwie ging es
erstaunlich einfach, wenn man bedenkt, wie es mich früher geekelt
hatte.
Doch
ich bin ein Mensch, dem Dinge sehr schnell zu langweilig werden. Ich
brauche Abwechslung. Deshalb habe ich auch nur wenige Apps auf meinem
Handy. Spiele, die ich mir runterlade, bleiben nur ein paar Stunden,
manchmal nur ein paar Minuten auf meinem Handy, bis es mir zu
langweilig wird und ich sie wieder lösche. Genauso hatte ich nie ein
Hobby, das ich über Jahre hinweg verfolgt habe. Grundlegende
Interessen ja, aber so ein konkretes Ding nein. Ich lege mich einfach
nicht gerne fest und mag neue Dinge probieren.
Also
drei Jahre Vegetarier hat gereicht, danach sollte es der vollkommene
Verzicht auf tierische Produkte sein. Zunächst begrenzt auf die
Ernährung.
Doch
wenn man auf tierische Produkte aufgrund der Ethik verzichtet, ist es
einem mit der Zeit unmöglich, dies nur in der Ernährung zu tun.
Das
ist ein Selbstläufer, der sich entwickelt. Ich habe Blogs gelesen,
Internetforen durchforstet und Filme gesehen. Wieso sollten Tiere
weiterhin für meine Kosmetik ausgebeutet werden?!
Und so
fing ich an, mich mit Inhaltsstoffen, Alternativen und neuen Wegen
auseinanderzusetzen.
Veganismus
wird oft als Verzicht auf etwas dargestellt. Man verzichtet auch auf
Produkte. Aber viele denken, dass ich dadurch in meiner Ernährung
eingeschränkt bin und das ist definitiv nicht der Fall. Ganz im
Gegenteil habe ich im Laufe des letzten Jahres so viele neue Produkte
entdeckt, die ich nun regelmäßig benutze. Kokosöl Freunde,
probiert Kokosöl! Oder selbstgemachte Cremes, oder Gesichtswasser,
und und und.
Im
Sommer habe ich mir zum ersten mal die Haare mit Henna gefärbt. Ich
bin da drauf gestoßen und ich färbe meine Haare schon länger mit
konventionellen Haarfärbemitteln und wollte das ausprobieren. Und
seitdem möchte ich nichts anderes mehr verwenden. Meine Haare haben
eine interessantere Struktur bekommen, sind dicker geworden (das
hängt vielleicht auch mit der Ernährung zusammen) und die Farbe
gefällt mir.
Und
das alles war schließlich erst der Anfang. Es gibt noch so viele
Bereiche, in die ich eintauchen möchte. Zum Beispiel möchte ich
alternative Haarwaschprodukte ausprobieren, wie Waschnüsse oder so
etwas. Und mehr selber machen. Viel mehr selber machen.
Veganismus
ist ein Lebensstil. Da steckt so viel mit drin. Da geht’s nicht nur
um Ernährung und das kennen von Inhaltsstoffen, da geht’s um so
viel mehr. Gegen Konventionelles und Gewohntes.
Eine
Sache, die mir aufgefallen ist ist, dass sich nahezu jeder Veganer
dafür rechtfertigt, Veganer zu sein. Sei es in einem Interview oder
in den ständig aufkommenden Diskussionen.
Dann
rechtfertigen sich die bewussten Konsumenten dafür, dass sie sich
bewusst ernähren. Aber warum sollte ich mich meines Konsums wegen
rechtfertigen?!
Hat je
ein Fleischesser sich bei mir dafür entschuldigt, dass er neben mir
seinen Döner mit seinem zusammengepressten Ekelfleisch
runterschlingt? Hat sich je einer bei mir dafür entschuldigt, dass
er sein Discounterhackfleisch in seinen Warenkorb legt?
Nein!
Aber von Veganern kommen Sätze, wie 'Ich hab ja nichts gegen die
Leute, die Fleisch essen, nur für MICH ist das leider nicht ok.'
Oder 'ICH kann das halt nicht für mich verantworten, aber ich hab
nichts dagegen, wenn IHR Fleisch esst.'
Und
wenn man dann aber sachlich argumentiert, kommen nur trotzige
Antworten der anderen, wie 'Mir egal, mir schmeckt es trotzdem!'
Sag
mal, wie alt seid ihr bitte?! Da kommen mir doch tatsächlich
trotzige oder überhebliche oder abschätzige Antworten entgegen, als
würde man im Kindergarten das Lieblingsteletubbie des anderen
kritisieren. 'Lila ist aber nicht so schön, wie gelb.' 'Mir egal,
mir gefällt der trotzdem besser.'
Und
dann sagen Leute zu mir, dass sie so Veganer wie MICH ja ok finden,
aber solche nicht mögen, die so etwas wie 'Ih, du isst Fleisch'
sagen.
Diese
Aussage ist auf so vielen Ebenen verquer, aber das interessante ist
ja, warum ihnen das nicht gefällt. Dann müssten sie nämlich ihren
Konsum infrage stellen.
Aber
es ist in Ordnung, wenn ich mir Kommentare über meinen Matchadrink
anhören muss, weil der komisch aussieht.
Was
ist da los?
Wir
sind so verblendet! Und es ist uns schlichtweg egal.
Ich
möchte viel lieber den aktivistischen Aspekt noch hinzufügen, aber
dazu muss ich mir erstmal Fakten merken können, sonst wird das
nichts.
Im
konservativen Bayern ist noch ein weiter weg bis das alles gewohnt
ist. Aber immerhin besteht ein gewisses, langsames Umdenken. Mit der
Zeit verändert sich die Gesellschaft. Das merkt man an den
Produkten, an den Geschäften und ein bisschen an den Konsumenten.
Ich
würde mir wünsche, dass das alles noch ein wenig schneller geht,
damit ich mir nicht bei jedem Gespräch zwangsläufig irgendwann die
altgewohnten Sprüche anhören muss.
Aber
vielleicht verlange ich da zuviel.
Zusammenfassend
kann ich sagen, dass Veganismus für mich anfangs nur ein Projekt
war, welches sich zu einem neuen Lebensstil entwickelt hat.
So ich
glaube, das wars. Freunde ich hoffe, dass war nicht zu viel
herumgequatsche, aber das lag mir schon lange auf dem Herzen.
Stay
tuned. Adios!
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