Ich muss
mich jetzt mal einschalten und zu diesem Thema etwas sagen.
Zu aller
erst: Ich bin Vegetarierin und zwar aus gutem Grund. Eigentlich guten
Gründen, Mehrzahl.
Ich
finde den bei uns so alltäglichen Umgang mit Tieren
unverantwortlich. Meiner Meinung nach ist es nicht zu tolerieren,
dass die Viehzucht auf der ganzen Welt für den ach-so-dringenden
Fleischkonsum in den Industriestaaten den Hunger für so viele
Menschen auf der Welt verursacht. Wir brauchen lange nicht so viel
Fleisch, wie wir tatsächlich konsumieren.
Doch
weil wir uns einbilden keinen Tag auf Fleisch verzichten zu können
und dieses auch noch zu möglichst billigen Preisen, sind wir die
Verantwortlichen für die Massentierhaltung, für grausamsten Umgang
mit Tieren, die nur noch leben um zu sterben. Noch dazu können wir
auf die Liste setzen, dass durch uns der Hunger in den
Entwicklungsländern größer wird. Die Masttiere verbrauchen das
Essen und die Weideflächen, die in so vielen Ländern benötigt
werden. Und ich will jetzt nicht vom C0²-Ausstoß und dem
Klimawandel anfangen!
Doch das
muss jeder für sich selbst entscheiden. Das weiß ich und das
toleriere ich. Obwohl ich es offen gesagt dennoch unverantwortlich
finde, dass erst so wenige ihren Konsum überdenken. Man muss noch
nicht mal verzichten, man könnte doch wenigstens auf die Menge und
die Herkunft achten.
Doch wie
gesagt, das muss jeder selbst mit sich vereinbaren können.
Aber das
Schlimmste ist, dass ich als Vegetarierin blöd angeschaut werde,
weil ich auf meinen Konsum achte! Weil ich mir darüber Gedanken
mache!
Ich will
mir nicht jedes mal am Esstisch abwertende Sprüche anhören müssen.
Auf die
Frage, ob man schon noch Fleisch isst, wird von meinem Sitznachbar
geantwortet (um's mal im guten alten Bayerisch zu sagen):
Ja,
soweid feids no ned! → Ja, soweit fehlt es noch nicht. Sinngemäß:
Bin ich denn verrückt?
Ist das
denn wirklich nötig? Warum sollte ich mich dafür schämen?
Vielleicht
reagieren manche abwertend, weil sie nicht darüber nachdenken
wollen. So ist es auch viel einfacher. Nur nicht die Augen aufmachen,
schön blind durch die Welt gehen, damit man keine Probleme
wahrnimmt. Den anderen schön als Öko abstempeln, der nur wieder
übertreibt und während dessen genüsslich ins Steak beißen.
Und ja,
es IST einfacher. Aber warum sollten wir es uns einfach machen? Wir
sollten nicht nach Bequemlichkeit, sondern eher nach Gewissen
urteilen.
Doch das
alles sei dahingestellt.
Ich will
mir lediglich nicht komisch vorkommen müssen, wenn ich sage, dass
ich Vegetarierin bin. Und ich will nicht immer wieder diese Blicke
sehen müssen, die soviel aussagen, wie „Oh Gott, wie kann man
nur?!“
Zurzeit
überdenken viele ihren Konsum, vielleicht sollte man einfach
mitziehen und sich auch mal informieren.
Denn die
Gesellschaft entscheidet schließlich, was der Markt zur Verfügung
stellt. Angebot und Nachfrage als Stichwort.
Ich
sollte die anderen komisch anschauen und sagen „Was? Ihr nicht?!?!“
Und
außerdem nervt es mich, dass ich dank der bayerischen
Wirtshauskultur in vielen Gasthäusern nur ein einziges Gericht essen
kann. Käsespätzle. Aha.
Es gibt
doch so viele tolle vegetarische Gerichte, so eine Vielfalt an
Variationen. Da fallen ihnen wirklich nur Käsespätzle ein?
Well-played.
Ich
könnte jetzt noch seitenlang zum Thema Konsum abschweifen und Worte
verlieren über das Transatlantische Freihandelsabkommen zum Beispiel
und noch so einige andere Dinge, doch was ich im Endeffekt sagen
möchte ist, dass ich stolz bin ein Vegetarier zu sein.
Einfach
nur wegen der simplen Tatsache, dass ich es gut und richtig finde,
dass man auf etwas verzichtet, weil man es nicht tragbar findet, egal
ob man es eigentlich mag oder nicht.
Und ich
finde es komisch und schon längst aus der Mode so zu reagieren, wie
es trotzdem noch so viele tun.
YOLO ist eben doch nur eine
Teilzeit-Einstellung, manchmal muss man überlegen, was dauerhaft das
Beste ist. Für uns selbst und für alle anderen. Das hört sich nun alles sehr radikal an und ich sage noch lange nicht, dass jeder so ist, wie oben beschrieben. Dennoch höre ich solche Kommentare immer wieder und jedes mal würde ich denjenigen am liebsten erstmal wachrütteln, ihn anschauen und laut "Wir leben im 21. Jahrhundert!" schreien. Wir haben doch die Möglichkeiten, uns zu informieren. Früher wusste man das alles noch nicht und selbst da war der Sonntagsbraten eine Besonderheit.
In diesem Sinne: Findet Nemo und rettet die Wale!
peace out.